Ich bin nicht schwul
homo.net Info vom 5. Mai 2022
von Webmaster Jan
Wer wird neuer Doppelmillionär in Russland? „Ich bin nicht schwul“ heißt eine neue TV-Serie in Russland.: „7 Männer und ein Schwuler“. In Russland gibt es keinerlei Schutz selbst vor solch übelsten Verunglimpfungen. Derweil Putin in der Ukraine Krieg führt, wird das Volk von dem Duma-Abgeordneten Witali Milonow (48) mit homophoben Spielshows unterhalten.
„Homosexualität ist ekelhaft, Homophobie ist schön und natürlich. Homophobie ist die natürliche Seite des Lebens der Menschen.“ So äußert sich der Politiker regelmäßig in der Öffentlichkeit. Seit dieser Woche ist der wohl homophobste Abgeordnete des Landes Co-Moderator der neuen wöchentlichen Realityshow. Er präsentiert seinen Schwulenhass als Abendunterhaltung im Fernsehen.
Milonow gilt als einer der Drahtzieher des Gesetzes, das seit 2013 die „Propaganda von nicht-traditionellen sexuellen Beziehungen gegenüber Minderjährigen“ unter Strafe stellt. Schwulen und Lesben, die sich in der Öffentlichkeit bekennen, drohen Geldstrafen und sogar Haft. Positive Berichterstattung über Homosexualität wird praktisch unmöglich gemacht. Damit werden Homosexuelle noch weiter an den Rand der Gesellschaft gedrängt und die Presse- und Meinungsfreiheit noch weiter eingeschränkt.
In der neuen Fernsehshow sollen acht Männer ihre heterosexuelle Männlichkeit zur Schau stellen und dabei verschiedene pikante bis anrüchige Aufgaben erfüllen. Einer der acht Männer ist schwul. Der soll dabei entlarvt werden.
In einer Mischung aus „The Bachelor“, „Jersey Shore“ und „Big Brother“ leben die Kandidaten zusammen in einem Haus und müssen verschiedene Challenges bestehen. Sie werden mit Strippern und Stripperinnen konfrontiert, einschließlich Schoßtanz. Bei den Frauen sollen sie natürlich begeistert sein und bei den Tänzern angeekelt. Auch in Unterhosen werden die Kandidaten geprüft. Tutti-Frutti lässt grüßen. Auf engstem Spielfeld müssen die acht Männer wildeste Verrenkungen absolvieren, Anfassen unvermeidlich.
Jede Folge endet damit, dass einer der Kandidaten aus dem Haus gewählt wird unter dem Verdacht, schwul zu sein. Wenn er es ist, teilen sich die verbliebenen Heteros das Preisgeld. Wenn aber der Schwule nicht gefunden wird, bekommt er das ganze Preisgeld von zwei Millionen Rubel, derzeit gut 28.000 Euro.
Kaum ein Vorurteil wird ausgelassen. Die berühmten Bruderküsse russischer Politiker - intensiv und auf den Mund - werden genau so präsentiert wie rammelnde Hirsche, die bei einem flotten Dreier mit Sandwich beobachtet werden.
Milonow hat bereits früher seine Überzeugung zum Ausdruck gebracht, dass Homosexuelle „sterilisiert und wie Katzen in Zwingern gehalten“ werden sollten. In der BBC-Dokumentation „Extreme - Russia, Gay and Under Attack“ sagt er ungestraft über uns: „Ein Stück Scheiße ist nicht gefährlich, aber es ist ziemlich unangenehm, es auf der Straße zu sehen.“
Seine neue TV-Show gibt Anlass, mehr nackte Haut zu präsentieren als je zuvor im russischen Fernsehen. Die Show zeigt, dass der Schwule auch in acht Wochen keinen seiner Mitbewohner vergenusswurzelt, sondern ganz normal mit ihnen zusammenlebt und spielt. Homosexualität im Tierreich wird genau so präsentiert wie Ringelpiez mit Anfassen.
Dazu hat der Schwule allerbeste Chancen, Doppelmillionär zu werden. Denn mit Sicherheit hat er viel tägliche Übung im Verstellen, Verstecken und Heucheln. Nicht selten sind gefälschte Bilder vom „Familienurlaub“ auf dem Handy. Sogar eine angebliche Freundin wird häufig präsentiert.
Was sonst sein Leben zur Hölle macht, gereicht ihm hier zum Vorteil. Dazu kommt, dass seine Gegner kaum fähig sind, ihm zu trotzen. Selbst in Deutschland gelingt es vielen Heteros nie und nimmer einen Schwulen zu erkennen, der sich nicht überdeutlich tuntig gibt, selbst wenn er ganz normal und offen agiert. Gaydar gibt es nur unter uns.
Schnell kommt man zu dem Schluss: „Die größten Kritiker der Elche waren früher selber welche.“ Was, wenn die Show tatsächlich nur ein Vorwand ist, über Wochen im Fernsehen viel nackte Haut zu zeigen und homosexuelle Inhalte zu präsentieren? Milonows Show gilt als weiterer Versuch, Homosexualität in Russland zu tabuisieren. Man kann aber durchaus hoffen, dass das Gegenteil der Fall ist. Dank der Fülle an schwulen Bildern könnte sich die Weisheit von Oscar Wilde (1854 - 1900) bewahrheitet:
„Das Einzige, was schlimmer ist, als dass über einen geredet wird, ist, dass gar nicht über einen geredet wird.“
Derzeit ist die 1. Folge der Show in den sozialen Medien wegen Verstoß gegen die Nutzungsbedingungen gesperrt. Wenn Du aber etwas später selber mal suchen möchtest, hier der russische Originaltitel: „Я НЕ ГЕЙ“
Angewidert, belustigt und hoffnungsfroh
Jan
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